Buettner Christian Gf Buendnis fuer BildungDas Bündnis für Bildung setzt sich seit seiner Gründung 2011 als gemeinnütziger Verein für den digitalen Wandel in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen ein. Es sieht sich als Schnittstelle zwischen der Bildungsindustrie und der Öffentlichen Hand. Viele Themen des Bündnisses sind daher nicht neu – werden aber durch die Corona-Pandemie auch gesamtgesellschaftlich sichtbarer und dringlicher. Um sich kommunikativ zu stärken, sucht das Bündnis für Bildung jetzt Verstärkung in der Geschäftsstelle in Berlin. Im Interview sagt Christian Büttner (Foto), Vorstandsvorsitzender des Vereins, was er von seinem neuen Kollegen oder seiner neuen Kollegin erwartet – und welche Herausforderungen speziell die Verbandsarbeit mit sich bringt.

Herr Büttner, der Ruf nach einem digitalen Wandel an deutschen Schulen war noch nie so laut wie jetzt. Gefühlt reden alle mit, aber nur wenige kommen weiter. Wie ist das Bündnis für Bildung aufgestellt und was kann es so erreichen?
Christian Büttner
: Unsere 120 Mitglieder setzen sich aus Kommunen, Bundesländern, Universitäten und Stiftungen, aber auch aus Contentanbietern, IT-Unternehmen, Systemhäusern, Anbietern von Lernplattformen und Start-ups zusammen. Das ermöglicht einen umfassenden 360 Grad Blick auf das Thema Bildung – um eben nicht nur an einzelnen Stellschrauben zu drehen. Unser Ziel ist es, den ganzheitlichen digitalen Wandel sowohl beim Lehren als auch beim Lernen zu unterstützen.

Wie gehen Sie dieses Ziel konkret an?
Büttner:
Wir entwickeln inhaltliche und technische Lösungsansätze, Rahmenarchitekturen und Rahmenmodelle. Zudem bringen wir die relevanten Akteure zusammen, um aktuelle Herausforderungen neutral zu diskutieren und dafür Lösungen zu finden. Sowohl bei Ministerien, Bundesländern und Kommunen als auch bei den Schulen selbst sind unsere Veröffentlichungen stark nachgefragt – sei es als Grundlage für die Diskussion strategischer Schritte oder als konkrete Handlungsanleitung, quasi als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Dabei leben wir vom Engagement der Mitglieder und ihrer Expertise, die sie in Arbeitsgruppen, Diskussionen und Veröffentlichungen einbringen.

Sicherlich ist der Bedarf an Ihren Themen im vergangenen Jahr noch mehr gestiegen – das öffentliche Interesse ebenso. Können Sie dies anhand konkreter Beispiele beschreiben?
Büttner:
IT-Systeme werden immer komplexer – die Herausforderung ist es, also auch die schulische IT-Struktur ganzheitlich zu betrachten. Da geht es um viel mehr als um ein funktionierendes W-LAN oder eine ausreichende Anzahl von Endgeräten. Ein wichtiges Stichwort ist dabei die notwendige Interoperabilität. Es gibt bereits sehr viele digitale Inhalte von Bildungsmedienanbietern und anderen. Ziel muss es aber sein, diese den Schülern und Lehrenden umfassend zur Verfügung zu stellen und untereinander zu verknüpfen. Das deutsche Schulsystem mit seinen unterschiedlichen Zuständigkeiten ist sehr heterogen. Es benötigt also auf der einen Seite Standards, so dass die vorhandenen Systeme miteinander interagieren können. Auf der anderen Seite wird das digitale Lernen inhaltlich stärker individualisiert – auch dies gilt es allen Verantwortlichen zu vermitteln. Digitalisierung ist immerhin mehr als Bits und Bytes, es geht darum die Menschen mitzunehmen, den Prozess gemeinsam zu gestalten.

In den vergangen beiden Jahren hat das Bündnis für Bildung seine Geschäftsstelle vergrößert – nun suchen Sie als Unterstützung zusätzlich eine Stellvertretende Geschäftsführung (m/w/d). Bitte beschreiben Sie doch kurz die Aufgaben.
Büttner
: Das Bündnis für Bildung hat eine wichtige Scharnierfunktion zwischen der öffentlichen Hand und der Bildungswirtschaft. Deshalb ist die Kommunikation nach innen und aber auch nach außen einer der Schwerpunkte.

Welchen fachlichen Hintergrund sollen die Bewerber und Bewerberinnen also mitbringen?
Büttner
: Ich will mich nicht auf ein Studienfach, oder eine Ausbildungsrichtung festlegen. In unserer Geschäftsstelle arbeiten sowohl Menschen mit einem pädagogischen Background als auch IT-Experten und Projektmanager. Wichtig ist eine kommunikationsstarke Persönlichkeit, die ihr Handwerk versteht. Angefangen bei klassischer PR bis hin zu den digitalen Kanälen. Den es gilt zielgruppenspezifisch sowohl nach innen zu den Mitgliedern als auch nach außen hin zu Stakeholdern in Politik und Gesellschaft zu kommunizieren. Und ganz wichtig: Der- oder diejenige sollte fähig und auch bereit dazu sein, die entsprechenden Aufgaben strategisch, aber auch operativ zu arbeiten.

Heißt das, Sie arbeiten in flachen Hierarchien? Jeder im Team packt mit an?
Büttner
: Ja genau, das heißt es. Trotz der 120 Mitglieder ist die Geschäftsstelle ein recht kleines Team mit kurzen Wegen. Gleichzeitig sind unsere Themen sehr komplex. Wir brauchen jemanden, der geschickt zwischen den Schnittstellen agiert und sich – wie gesagt – sowohl strategisch als auch operativ einbringen kann. Dabei sollte er das Team anleiten und weiter entwickeln können – aber definitiv nicht ausschließlich delegieren.

Was sollte derjenige menschlich mitbringen? Und für wen ist die Stelle eher nichts?
Büttner
: Eigenverantwortung, Offenheit und auch die Fähigkeit, sich in dem Spannungsfeld, in dem wir unterwegs sind, anzupassen. Es gehören ganz klar auch repräsentative Aufgaben zu dem Job als Stellvertretende Geschäftsführung – und mit einem Staatsekretär spricht man nun mal anders als mit dem Gründer eines Start-ups. Für eher schüchterne Einzelgänger ist der Job nicht geeignet. 

Hand aufs Herz: Verbandsarbeit hat auch ihre ganz besonderen Eigenheiten Gerade die Pflege von Kontakten zu Sponsoren und Förderern ist nicht jedermanns Sache – auch wenn derjenige fachlich auf vielen Ebenen top ist. Was sind Ihrer Erfahrung nach die größten Herausforderungen in der Verbandsarbeit? Und wie sollte Ihr neuer Kollege oder Ihre neue Kollegin damit umgehen können?
Büttner
: Die größte Herausforderung ist sicherlich die Komplexität des Themas und die Vielfalt bei den Akteuren. Wie schon gesagt: Hier muss man bereit sein, sich auf ganz unterschiedliches Parkett zu begebe. Das kann
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das Verfassen eines Positionspapiers zu einer aktuellen bildungspolitischen Fragestellung in Absprache mit den Mitgliedern,
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die Teilnahme an der Sitzung einer Arbeitsgruppe Bildung einer Bundestags- oder Landtagsfraktion
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oder auch der Aufbau und die Pflege des Netzwerks mit Meinungsführern im Bereich Digitale Bildung, z.B. Lehrerverbände oder Unternehmensstiftungen sein.
Allerdings: Wir erwarten von niemandem, dass er bei all diesen Dingen ins kalte Wasser springt. Wir wollen keinen Einzelkämpfer einstellen, sondern jemanden, der auch Lust hat, sich bei uns und in engem Austausch mit dem Team und dem Vorstand weiter zu entwickeln.

Wechseln wir kurz die Rollen – Sie bewerben sich bei Ihren Bewerbern. Warum ist das Bündnis für Bildung ein guter Arbeitgeber? 
Büttner
: Kurz 😊Tolles Team, kurze Wege, spannende Themen und Einblicke in die Arbeit von Großunternehmen, Ministerien und Kommunen sowie Startups und Verlagen. Also ein spannendes Arbeitsumfeld, in dem auch die Arbeitsgestaltung und das Gehalt attraktiv sind.

Gute Stichworte. Wie sieht es denn mit der Arbeitszeit, dem Arbeitsplatz und dem Gehalt aus Ihrer künftigen Stellvertretenden Geschäftsführung aus?
Büttner
: Das Gehalt verhandeln wir individuell. Ausgeschrieben ist die Stelle in Voll- oder Teilzeit, da sind wir, wenn es inhaltlich und menschlich passt, flexibel. Was den Arbeitsplatz angeht, so wünschen wir uns schon, dass unser neuer Kollege zeitweise in der Geschäftsstelle in Berlin vor Ort ist. Remote Work ist aber selbstverständlich möglich!

Sie selbst sind außer im Vorstand des Bündnis‘ für Bildung auch Leiter des Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie (IPSN) der Stadt Nürnberg und seit 2014 verantwortlich für die Umsetzung der Digitalisierung an Nürnberger Schulen. War 2020 Ihr Jahr?
Büttner
: Ich glaube, die Wenigsten werden das Jahr 2020 als Ihr Jahr bezeichnen, dafür sind die Einschränkungen für uns alle zu groß und weder ich persönlich noch das Bündnis für Bildung sehen das Jahr 2020 als positiv an. Aber wie bereits beschrieben, ist das Thema ‚Digitalisierung von Schulen‘ gerade im letzten Jahr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Das ist wichtig, und hier dürfen wir denn Ball nicht fallen lassen, weil viele Akteure durch die Pandemie nicht nur die grundsätzliche Wichtigkeit des Themas, sondern auch die Dringlichkeit erkannt haben.
Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass das Bündnis für Bildung sich bereits seit seiner Gründung vor knapp zehn Jahren mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt und dafür wichtige Grundlagen geschaffen hat – beispielsweise für den Digitalpakt, den Bund und Länder 2017 beschlossen haben und der seit Mai 2019 in Kraft ist. Da hatten wir alle von Corona noch nichts geahnt.