Auf die fünf häufigsten Fragen zum Volontariat und Traineeship in PR und Kommunikation gibt Nils Hille, Geschäftsführer der Deutschen Akademie für Public Relations (dapr), Antworten.
Immer wieder stellen mir Studierende oder Hochschulabsolvent/innen ähnliche zentrale Fragen zum Volontariat und Traineeship. Die Fragen, die ich bei Veranstaltungen und online am meisten gehört habe, habe ich hier nun einmal aufgeführt und mit Antworten versehen. Diese ergeben sich aus unzähligen Gesprächen mit Kommunikations- und Agenturchefinnen und -chefs sowie Personalverantwortlichen aus der Kommunikationsbranche. Sicher kann man diese noch ergänzen und diskutieren. Somit freue ich mich immer über weitere Fragen sowie (konträre) Antworten.

1. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Traineeprogramm und einem Volontariat?
Es ist meist nur der Name. So nennen die Arbeitgeber aus der Kommunikationsbranche, deren Nachwuchsprogramme wir von der dapr zertifizieren, sie rund zur einen Hälfte „Volontariat“ und zur anderen Hälfte „Traineeship“. Ihr inhaltliches Angebot, der Ablauf und die Anforderungen an die Bewerberinnen und Bewerber ähneln sich aber stark, sodass ich hier keine relevanten Unterschiede feststellen kann. Zudem können beide international ausgerichtet sein. Entscheidend ist daher nicht, was oben als Titel darüber steht, sondern was darin steckt. Als absolvierte Berufsstation machen sich somit beide gleich gut im Lebenslauf.

2. Für wen lohnt sich ein Traineeprogramm/Volontariat?
Von einem Traineeprogramm oder Volontariat profitieren alle Hochschulabsolvent/innen, wenn dies unter fairen Bedingungen stattfindet. Dazu zählen eine angemessene Bezahlung, eine klare, verbindliche Struktur sowie ein fester Ansprechpartner, der sich regelmäßig Zeit für den offenen Austausch mit Trainee bzw. Volontär/in sowie für Feedback nimmt.

Die Teilnehmer/innen solcher Jobeinstiegsprogramme ziehen dann gleich auf mehreren Ebenen einen Nutzen daraus: Sie können durch verschiedene Stationen die Zusammenhänge bestens begreifen und für sich herausfinden, in welchen Bereichen tatsächlich ihre Interessen und Stärken liegen. Das hat schon vielen Trainees und Volontär/innen die Augen dafür geöffnet, welcher Aufgabenbereich oder inhaltlicher Schwerpunkt wirklich der richtige für die Zeit nach Ende des Programms ist. Zudem übernehmen sie erste Verantwortung für kleinere Projekte, genießen gleichzeitig aber im positiven Sinne eine Art Welpenschutz, da sie noch nicht der alleinige Hauptansprechpartner bzw. die Ansprechpartnerin für Kunden, Kooperationspartner oder Dienstleister sind. In dieser Zeit ergibt sich wie von selbst ein weiterer Vorteil: Die Absolvent/innen sind am Ende schon in verschiedenen Bereichen oder Abteilungen bekannt. Von diesem Netzwerk profitieren sie meist immer wieder in den Folgejahren, egal ob sie im Unternehmen oder der Agentur bleiben oder nicht.

3. Werden Volontär/in und Trainee nicht einfach als billiger Arbeitskraft eingesetzt und machen im Endeffekt den gleichen Job wie andere Angestellte?
Es gibt leider auch heute immer noch einige Arbeitgeber, die Trainees und Volontär/innen nicht als solche erkennen und anerkennen wollen. Für die überwiegende Mehrheit steht aber eine gute Qualifizierung des Nachwuchs im Vordergrund – oft mit dem Ziel, die dann fundiert ausgebildeten jungen Leute auch langfristig in der Agentur oder im Unternehmen zu halten und ihnen dort einen interessanten Karriereweg zu ermöglichen. Sie bieten daher ein strukturiertes Volontariat oder Traineeship an, durch das die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Einblicke in unterschiedliche Arbeits- und Aufgabenbereiche erhalten. Sie erwerben konkrete Fachkompetenzen durch interne wie externe Stationen und Fortbildungen, eine feste Mentorin oder eine Mentor sowie regelmäßige Feedback-Gespräche.

Bewerberinnen und Bewerber sollten genau nachfragen, wie die Aufgaben und der Ablauf geplant sind – und wie verbindlich dies für den Arbeitgeber ist. Bei Unsicherheiten ist ein Tag Probearbeiten gut investierte Zeit, um herauszufinden, wie die Stimmung ist und was die ehemaligen Volontär/innen und Trainees berichten. Für die Kommunikationsbranche gibt es zudem eine Orientierungshilfe von uns: Mit der dapr-Zertifizierung bieten wir ein Siegel für hochwertige Volontariats- und Traineeprogramme und haben zudem eine Checkliste veröffentlicht, anhand derer Arbeitgeber ihre Programme einer kritischen Prüfung unterziehen können.

4. Welche Grundvoraussetzungen muss ich für ein Traineeship oder Volontariat erfüllen?
Fast alle Arbeitgeber erwarten für den Einstieg in ein Volontariat oder Traineeprogramm ein abgeschlossenes Studium, wobei ein Teil einen Masterabschluss voraussetzt und für andere ein Bachelor-Zeugnis ausreicht. In der Kommunikationsbranche muss es nicht immer der absolvierte Studiengang in PR oder Kommunikationswissenschaften sein. Agenturen und Unternehmen setzen auch gerne auf Absolvent/innen anderer Fachrichtungen, wie Geistes- und Naturwissenschaften, wenn diese durch Praktika oder freie Mitarbeit während des Studiums ihr Interesse an der Kommunikation deutlich machen und erste praktische Erfahrungen sammeln konnten. Aber auch von den Studierenden mit einem PR-Studienabschluss erwarten die Arbeitgeber erste belegbare Stationen in der Praxis.

5. Welche Karrieremöglichkeiten habe ich als Absolvent/in von solch einem Programm?
Die Chancen der Übernahme waren schon vor Jahren einigermaßen gut, da viele Arbeitgeber die Nachwuchsprogramme meist individuell nach internem Personalbedarf angeboten haben. Heute sind sie in Zeiten des Fachkräftemangels besser denn je. Absolvent/innen von Volontariaten und Traineeprogrammen bieten sich dadurch vielfältige Karrieremöglichkeiten und Aufstiegschancen. Sie sind schließlich gut vernetzt, haben Einblicke in verschiedene Bereiche und kennen deren Zusammenspiel. So begreifen sie schnell, wo es vielleicht hakt und übernehmen gerne passende Schnittstellenpositionen.

Häufig haben die heutigen Team- oder Abteilungsleiter/innen sowie Mitglieder der Führungsebene mal als Volontär/in oder Trainee begonnen und sich nach und nach weiterentwickelt, was Aufgaben, Verantwortung, Position und Gehalt angeht. Gerade dadurch wird auch der Nachwuchs für seine loyale Art geschätzt und gerne, natürlich bei entsprechender Arbeitsqualität, belohnt. Aber auch wer den Arbeitgeber wechselt, hat gute Chancen, da er im Lebenslauf die fundierte berufliche Basisstation und den bisherigen motivierten Aufstieg leicht deutlich machen kann. Für sie kommt dann häufig im neuen Job eine höhere Position als die bisherige infrage.