Fachbeitrag von Nils Hille, Geschäftsführer der Deutschen Akademie für Public Relations, Düsseldorf

In der Kommunikationsbranche schaffen es fehlerbehaftete Bewerbungen trotz Fachkräftemangel nicht in die engere Auswahl. Agenturchefs und Leiter Unternehmenskommunikation prüfen vor allem Sorgfalt und Motivation, bevor sie Kandidaten einladen. Rechtschreibfehler und Grammatikmängel, unvollständige Unterlagen, Allgemeinplätze und Fauxpas in der Anrede oder im Anschreiben – die Variantenliste des schlechten ersten Eindrucks bei Bewerbungen ist lang. Selbst die Kommunikationsbranche, die das saubere Texten eigentlich schon als Grundkompetenz mitbringen sollte, ist hier alles andere als eine Ausnahme.

“Es gibt wirklich viele Kollegen, die nicht in der Lage sind, ordentliche (schriftliche) Dialoge zu führen – und dazu zählt auch der Anspruch, die Rechtschreibung zu beherrschen”, kreidete Thomas Lüdeke, Managing Partner der PRCC Personalberatung kürzlich im Interview mit dem “PR Report” an.

Auch immer mehr Personalverantwortliche aus Agenturen und Unternehmenskommunikation beklagen diesen Mangel an Sorgfalt im Getexteten. Sie erleben ihn schon beim ersten Schritt von Kandidaten auf dem Weg zum potentiellen Job: Die Bewerbung. Das zeigt die Anfrage der Deutschen Akademie für Public Relations (dapr) bei ihren Zertifizierungspartnern, die empfehlenswerte Volontariats- und Traineeprogramme anbieten. Deren Agentur- und Kommunikationschefs waren aufgefordert, konkrete Tipps für erfolgreiche Bewerbungen des potentiellen Nachwuchses zu geben. Ihre Hinweise spiegeln gleichzeitig das Minimum der Erwartungen der Arbeitgeber wider, selbst wenn diese dringend neue Mitarbeiter suchen. So gibt David Kerl, Geschäftsführer der auf Finanzkommunikation spezialisierten Kommunikationsagentur Kerl & Cie, eine klare Empfehlung ab: “Fragen Sie den pedantischsten Menschen, den Sie kennen, ob er Ihre Bewerbung Korrekturlesen kann. Bessern Sie alle Fehler aus, die diese Person sieht, aber hören Sie nicht unbedingt auf jeden gutgemeinten Rat, ansonsten verliert die Bewerbung an Authentizität. Danach wiederholen Sie dieses Prozedere mit einer weiteren Person, danach sollte die Bewerbung weitestgehend fehlerfrei sein.”

Klasse statt Masse
Orthografische Fehler sind bei weitem nicht der einzige Grund, aus dem Personalverantwortliche häufig eine Bewerbung direkt aussortieren und ein persönliches Gespräch gar nicht erst in Erwägung ziehen. Kandidaten, die es nicht schaffen, ihre Anschreiben persönlich und individuell zu formulieren, haben das Nachsehen – auch wenn der Arbeitgeber dringend die Stelle besetzen muss. “Für mich ist eine Bewerbung dann richtig gut, wenn sie eindeutig auf unser Stellenangebot eingeht und aus der Masse hervorsticht”, sagt Heike Discher, Geschäftsführende Gesellschafterin der Agentur Kresse & Discher, die Content Marketing für den Mittelstand anbietet. “Lieblos erstellte Standard-Bewerbungen sortiere ich immer sofort aus”, so die Agenturchefin weiter. Ähnliches gilt auch für Lars A. Rosumek, Senior Vice President Group Communications bei Voith: “Wenn die Formalien erfüllt sind, dann sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wir freuen uns daher immer über mutige Bewerbungen, die sich von der Masse abheben.”

Persönliche Aussagen bringen persönliche Einladungen
Wer später als Kommunikationsberater oder -referent klare Worte zur Formulierung vom Tweet bis zum Konzept finden soll, der sollte schon als Bewerber zeigen, dass er dies auch in der Eigen-PR beherrscht: “Für uns punktet, wer auf Allgemeinplätzchen verzichtet und überzeugend darlegt, weshalb er sich für die Aufgabe interessiert – immer nach den bewährten Grundsätzen: ‘Content is King. Form follows function'”, erklärt Alexandra Groß, Vorstandsvorsitzende der Agentur für integrierte Kommunikation Fink und Fuchs AG. Der Inhalt, sprich die Motivation und die ganz persönliche Geschichte, stehen im Vordergrund. Bewerber sollten klar und deutlich ihre Beweggründe für eine Bewerbung zum Ausdruck bringen. So achtet Peter Diekmann, Manager Digitale Kommunikationsplattformen und Corporate Communications bei der Bertelsmann Stiftung, darauf, ob Kandidaten “im Anschreiben glaubhaft vermitteln können, dass sie wirklich an der Stelle interessiert sind.” Dann wird auch Ulrike Eusterbrock, Pressesprecherin von Aktion Mensch, neugierig: “Für uns zeichnet sich eine richtig gute Bewerbung vor allem durch eine klar erkennbare persönliche Motivation aus. Wir möchten verstehen, warum jemand sich speziell für die Aktion Mensch als Arbeitgeber interessiert. Wenn das dann noch nachvollziehbar und knackig aufbereitet ist, dann stehen die Chancen sehr gut, dass wir die Bewerberin oder den Bewerber kennenlernen möchten.”

Professionell menscheln lassen
Der Faktor Mensch spielt auch bei anderen Arbeitgebern der Kommunikationsbranche eine entscheidende Rolle für den Erfolg einer Bewerbung. So findet sich in einem richtig guten Anschreiben für Andrea Montua, Inhaberin von der auf interne Kommunikation spezialisierten Agentur MontuaPartner Communications, “der Mensch hinter den Zeilen: Wenn Bewerberinnen und Bewerber auf unser Unternehmen eingehen und vor allem begründen, was sie emotional antreibt – das kommt bei uns an.” Egal ob in der kleinen Agentur oder im großen Unternehmen: Kommunikatoren arbeiten immer mit Menschen und für Menschen. Bewerber, die neben aller Qualifizierung und interessanter Vita auch als Menschen gut rüberkommen, für die zudem Sorgfalt kein Fremdwort ist, haben gerade heute beste Chancen bei besten Arbeitgebern.
Über die DAPR-Zertifzierung

Die Deutsche Akademie für Public Relations zertifiziert hochwertige und gleichzeitig faire Volontariate und Traineeships von Agenturen, Unternehmen und Non-Profit-Organisationen. Das Siegel bietet den Arbeitgebern einen Wettbewerbsvorteil bei der Suche nach neuen Talenten und dem Kommunikationsnachwuchs Orientierung bei der Suche nach empfehlenswerten Arbeitgebern der Branche: www.dapr.de/zertifizierung