KommPassion Logo Wer sagt, wo es langgeht und wer passt sich an – Chef oder Mitarbeiter? Wieso eigentlich nicht beide? Was wir aus unserer Evolutionsgeschichte für die Agenturkarriere lernen können.

Autoren: Tobias Bruse (Berater komm.passion) und Prof. Dr. Alexander Güttler (CEO komm.passion, Düsseldorf)

Nicht die größten oder stärksten Lebewesen sind die „Sieger“ der Evolution. Überleben gelingt immer denen, die sich am besten und schnellsten an Umweltveränderungen anpassen. Das beste Beispiel dafür liest gerade diesen Text: der Mensch. Menschen sind weder besonders stark oder fit. Unsere Urahnen waren vermutlich nicht mal sonderlich intelligent. Und doch stehen wir an der Spitze der Nahrungskette. Warum? Weil wir uns zügiger an unsere Umwelt angepasst haben als alle anderen Lebewesen. Das gelang uns so lange, bis wir irgendwann unsere Umwelt an uns anpassen konnten. Wir haben Wälder gerodet, wir haben Staudämme gebaut. Wir fingen an, in Hütten zu leben – später in Häusern, in Luxusvillen. Wir besiegten sogar tödliche Krankheiten.

Der Homo Adaptus
Das Zauberwort der Evolution lautet Anpassung. Daher ist der Homo sapiens eigentlich der Homo Adaptus (frei lat. für anpassen). Diese Gedanken lassen sich ausgezeichnet auf das Agentur-Business übertragen. Denn als Mitarbeiter frage ich mich: Wie gut kann ich mich meiner Umwelt, also dem Arbeitgeber, anpassen? Oder kann ich meinen Arbeitgeber sogar an mich anpassen? Bei komm.passion lautet die Antwort: mehr beides.

Überleben im Büro
Für Charles Darwin war die Umwelt eine Sammlung äußerer Selektionsfaktoren. Also grundsätzlich all das, was zum Überleben einer Art notwendig ist: wie Nahrung und Wasser oder paarungsbereite Artgenossen. Selektionsfaktoren für Mitarbeiter sind eher spannende Aufgaben oder Projekte, Geld, Arbeitszeit, Entscheidungsfreiheit, Arbeitsklima oder kostenloser Kaffee. Eben all das, was zum „Überleben“ im Büro wichtig ist. Nun wäre es sicher vermessen zu behaupten, als Mitarbeiter könnte man seinen Arbeitgeber so formen, dass er optimal zu den eigenen Vorstellungen passt. Die Frage ist vielmehr, wie groß die Gestaltungsräume sind und wie viel Anpassung notwendig ist?

Du bist frei, pass dich an
Bei komm.passion setzen wir auf zwei Pole: Freiheit und Anpassung. Klingt erst mal widersprüchlich. Begründet ist das in unserer Struktur, die so in der deutschen Agenturlandschaft einmalig ist. Konkret: Wir haben alte Teamstrukturen komplett aufgelöst und durch Projektgemeinschaften ersetzt, disziplin- und standortübergreifend (Düsseldorf, Hamburg, Berlin). Wir arbeiten also total lateral. Etwa 80 (feste und freie) Berater, Texter, Kreative und Designer betreuen aktuell rund 30 Kundenprojekte. Interessanterweise gibt es kein einziges Projektteam, das in komplett gleicher Aufstellung für zwei unterschiedliche Kunden arbeitet. Nicht etwa, weil das eine Vorgabe der Geschäftsführung wäre. Im Gegenteil, wir haben in den letzten vier Jahren schlicht gelernt, dass jedes Problem ein anderes Team erfordert. Unser laterales System erlaubt uns genau diese Anpassung. Wir sind amorph.

Unterschiedliche Überlebensstrategien
Das heißt natürlich für jeden einzelnen Mitarbeiter, dass auch er sich anpassen muss – und zwar schnell. An neue Mitarbeiter. Neue Themen. Neue Arbeitsweisen. Unterschiedliche Projektaufstellungen. Neue Führungsstile. Der Führungsstil unterscheidet sich, weil unterschiedliche Aufgaben jeweils andere Herangehensweisen brauchen: In hektischer Krisenkommunikation hilft eine strikte hierarchische Führung mit schnellen Entscheidungen – ohne große Diskussion. Wohingegen ein neues Unternehmensleitbild quasi-demokratisch und auf Basis eines dauerhaften Diskurses entstehen kann.

Jeder Mensch ist anders
Der Führungsstil unterscheidet sich auch, weil jeder Kollege Chef werden kann, bei komm.passion ein so genannter Project Owner (PO). Jeder Kunde wird als ein Projekt geführt und jedes Projekt hat genau einen PO. Er trifft die Entscheidungen. Er hat hier die inhaltliche und kaufmännische Verantwortung. Er stellt sich – zusammen mit der Geschäftsführung – das passende Team für sein Vorhaben zusammen. Er verteilt Aufgaben, setzt Timings. An seiner Seite steht ein erfahrener Kollege in der Supervision. Grundsätzlich gilt aber: Bin ich PO, bestimme ich, wo es lang geht. Das Besondere ist, dass jeder PO sein kann. Vom Trainee bis zum Geschäftsführer. Es gibt also viele POs und entsprechend viele Führungsstile. Schließlich tickt jeder Mensch anders, das gilt auch für Führungskräfte. Das ist gut so, wir möchten keine Norm.

Das Leben braucht Regeln
Zweifellos darf trotzdem nicht jeder machen, was er möchte. Es gibt einen klaren Rahmen und einen agenturübergreifenden Kanon von Regeln. Nach dem Motto „there is method to our madness.“ Basis des Regelwerks ist ein wertschätzender und respektvoller Umgang miteinander. Egal, ob Krisenprojekt oder Unternehmensleitbild. Egal, wer PO ist. Ich darf mich nicht außerhalb der Agenturregeln bewegen, innerhalb dieses Korridors bin ich aber verantwortlich. Wenn ich PO bin, kann ich meine (Arbeits-)Umwelt also ein Stück weit an mich anpassen – eine Freiheit, wie sie in der Evolution nur der Mensch genießt.

„Nichts ist beständiger als der Wandel“
Wenn jeder in der Agentur PO werden kann, dann ist die logische Schlussfolgerung, dass auch jeder Kollege „einfacher Mitarbeiter“ sein kann. So kann es vorkommen, dass der Junior-Berater Felix als PO Senior Lena Anweisungen gibt. Und bei einem anderen Projekt ist Lena PO von Felix. Man muss also flexibel sein. Während ich einerseits sage, wo es lang geht, erhalte ich andererseits Anweisungen. Damit muss man klarkommen. Wer sich nicht anpassen und seine Rollen wechseln kann, wird bei komm.passion nicht glücklich.

Survival of the fittest
In allen Rollen gibt es neben dem Regel-Korridor noch eine große Gemeinsamkeit: persönliche Freiheit. Ich darf immer arbeiten wann und wo ich will. Home Office und eine 100-prozentige Vertrauensarbeitszeit sind gesetzt. Damit einher geht aber auch große Verantwortung. Wenn ich meinen Job nicht gut mache, dann fällt das sofort auf. Wenn ich PO bin, läuft das Projekt schlecht. Wenn ich Mitarbeiter bin, merkt es mein PO. Das Ganze ist sehr transparent. Persönliche Freiheit und Verantwortung machen Leistungen sichtbarer. Unsere Form von „survival of the fittest“.

Hat’s geklappt?
Wir haben das laterale System bei komm.passion nun seit fast fünf Jahren. Woran erkennt man den Erfolg der Evolution? An der wachsenden Population einer Art. Wir sind kontinuierlich gewachsen: Mehr Mitarbeiter, mehr Umsatz – und vor allem bessere Geschäftsergebnisse. Glück gehabt, wenigstens bis jetzt. Denn vorhersehbar war das natürlich nicht unbedingt, es war und ist ein Experiment. Dessen Resultate uns nun recht geben. Übrigens, Charles Darwin hat mal gesagt: „Nur ein Narr macht keine Experimente.“

Also: Hast du Lust auf ein Experiment?