• Neun von zehn Beschäftigten sehen nötige Zukunftskompetenzen als entscheidend für den Geschäftserfolg in den kommenden fünf bis zehn Jahren
• Besonders großer Nachholbedarf herrscht bei der digitalen Kommunikation, dem Umgang mit digitalen Tools und dem virtuellen Arbeiten
• Mehrheit der Arbeitnehmenden ist mit Vielfalt und Qualität der Lernangebote unzufrieden.
Entscheider*innen sind um den Wirtschaftsstandort Deutschland besorgt: Grund sind ihrer Meinung nach die fehlenden, aber entscheidenden Zukunftskompetenzen in vielen Unternehmen – insbesondere befeuert durch die Corona-Pandemie. Man spricht hier auch von einem wachsenden Skill-Gap. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Online-Jobplattform StepStone und des Kienbaum Institut @ ISM, der Forschungseinrichtung der Personal- und Managementberatung Kienbaum an der International School of Management, hervor.

Befragt wurden dafür insgesamt 8.000 Arbeitnehmer*innen, darunter rund 2.000 Führungskräfte. Demnach halten inzwischen neun von zehn Beschäftigten entsprechende Zukunftskompetenzen für entscheidend für den Geschäftserfolg in den kommenden fünf bis zehn Jahren. Hinzu kommt: Bereits jetzt konstatiert die Mehrheit der Befragten (59 Prozent) fehlende Kompetenzen, um künftigen Anforderungen der digitalen Arbeitswelt gerecht zu werden. „Für Unternehmen ist es jetzt wichtig, das Thema Corporate Learning ganzheitlich mit einem klaren Plan anzugehen und höher zu priorisieren. Denn: Die Ergebnisse der Studie lassen vermuten, dass der Stellenwert des Lernens noch zu gering ausgeprägt ist. Außerdem sind die Angebote offenbar zu wenig an die Karriereentwicklung der Mitarbeitenden gekoppelt“, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarkt-Experte bei StepStone.

Kompetenzen mit Blick auf den digitalen Wandel sind besonders gefragt
Beschäftigte zählen insbesondere die digitale Kommunikation, den Umgang mit digitalen Tools und das virtuelle Arbeiten zu den notwendigen Top-Zukunftskompetenzen für alle Mitarbeitenden eines Unternehmens. Auch Skills, die helfen Veränderungen zu meistern, sind sehr gefragt. Dazu gehören lebenslanges Lernen beziehungsweise die Lernagilität, die Anpassungsfähigkeit und Problemlösungskompetenz. Den größten Entwicklungsbedarf bei sich selbst sehen die Befragten bei Führungsfähigkeiten, der Frustrationstoleranz, der digitalen Anwendungskompetenz und der Konfliktfähigkeit. Jede*r Zweite der Entscheider*innen sieht die Gründe für den Skill-Gap unter anderem im Personal- und Fachkräftemangel sowie der schleppend verlaufenden digitalen Transformation. „Unternehmen müssen sich klar darüber werden, welche zukunftsweisenden Kompetenzen für sie wichtig sind – und wie sie durch die Bindung von Top-Talenten sichergestellt werden können. Das ist entscheidend, um das digitale Zeitalter zu prägen und langfristig innovativ mitzugestalten“, sagt Dr. Walter Jochmann, Managing Director und Partner von Kienbaum.

Unternehmen mit Qualifizierungslücken sind weniger leistungsfähig
Wie wichtig ein Umdenken bezüglich der Lern- und Weiterbildungskultur ist, zeigt zudem ein Blick auf die Leistung der Unternehmen. Die Gesamtperformance der jeweiligen Organisation wird von den Befragten um rund 23 Prozent besser bewertet, wenn ausreichend Kompetenzen im Unternehmen vorhanden sind. Unternehmen, die sogar über eine klare Definition der in Zukunft erfolgskritischen Kompetenzen verfügen, sind deutlich leistungsfähiger als Unternehmen, die diese bislang nicht festgelegt haben. Hier schätzen die Befragten die Gesamtperformance um 63 Prozent besser ein. Auch die Innovationskraft steigt laut Befragung um nahezu 76 Prozent an. Die Gesamtperformance wird zudem um 38 Prozent besser bewertet, wenn Mitarbeiter*innen mit dem Lernangebot zufrieden sind.

Mehrheit mit aktuellem Lernangebot unzufrieden
Unzufrieden sind die Beschäftigten laut Umfrage vor allem mit der Vielfalt (65 Prozent) und Qualität (58 Prozent) der Lernangebote. Außerdem sind viele Mitarbeiter*innen mit Blick auf digitale (62 Prozent) und klassische Lernangebote (58 Prozent) unglücklich. Anders sieht es bei Unternehmen aus, die selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Lernen in den Fokus stellen. Sie greifen auch auf deutlich mehr Lernmethoden zurück. Die Zufriedenheit mit einem individuell für die Mitarbeiter*innen zugeschnittenen Lernangebot in den Unternehmen ist zudem deutlich höher.

Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen
„Für einen Kulturwandel ist es wichtig, dass Führungskräfte Weiterbildung und Corporate Learning gegenüber ihren Mitarbeitenden betonen und fördern,“ erklärt Dr. Walter Jochmann. Dr. Tobias Zimmermann fügt hinzu: „Der oder die Arbeitnehmer*in sollte durch passende Lern- und Weiterbildungs-Angebote seitens des Unternehmens fortan begleitet werden. Wichtig dabei ist, dass die passenden Werkzeuge für effektives Lernen zur Verfügung stehen und Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen.“

Die Kooperationsstudie „Future Skills- Future Learning“ ist ab sofort hier kostenfrei zum Download erhältlich.
Über die Studie
Wie steht es um die Zukunftskompetenzen und das Corporate Learning in Deutschland? Welche Kompetenzen garantieren die Wettbewerbsfähigkeit von Arbeitnehmenden und Unternehmen in Zukunft, wie (erfolgreich) wird Corporate Learning in Deutschland heute umgesetzt und wie wirkt sich das auf die Produktivität von Unternehmen aus? Diese Fragen haben die Online-Jobplattform StepStone und das Kienbaum Institut @ ISM, die Forschungseinrichtung des Beratungsunternehmens Kienbaum, in einer gemeinsamen Studie im März 2021 untersucht. An der Befragung nahmen insgesamt ca. 8.000 Menschen teil. In der der Analyse zugrunde liegenden Stichprobe wurden die Antworten von 3.000 Fach- und Führungskräften aus Unternehmen in Deutschland ausgewertet. Die Stichprobe ist repräsentativ für die Erwerbsbevölkerung in Deutschland.