Dickmann Franziska Texterin PR Kom Agentur schoesslers c Raimar von Wienskowski kleinDer CV oder auch Lebenslauf ist eines der Kernelemente einer Bewerbung. Klar, denn hier finden Unternehmen alle wichtigen Informationen zu den Bewerberinnen und Bewerbern, von Ausbildung über berufliche Stationen bis hin zu zusätzlichen Weiterbildungen. Karriereportale wie LinkedIn setzen mittlerweile nicht selten auf die schnelle Nummer – Bewerber können sich bei Unternehmen ihrer Wahl lediglich mit ihrem CV bewerben. Auch in vielen ATS-Systemen (Applicant-Tracking-Systemen) bewirbt man sich heutzutage lediglich mit seinem Xing- oder LinkedIn-Profil. Durch den Wegfall von Bewerbungsschreiben und zusätzlichen Anhängen konzentriert sich alles einzig auf den Lebenslauf. Wie also sollte er sein, um Eindruck zu hinterlassen? (Foto © Raimar von Wienskowski)

Less is more – more or less

Eine internationale Befragung der Jobbörse Monster fand 2019 heraus: Personalerinnen und Personaler widmen dem CV rund 31 Sekunden. Wer im HR-Bereich arbeitet, weiß, welche Punkte des Dokuments besonders interessant sind, und schaut auf ausgewählte Dinge. Für potenzielle Bewerber bedeutet diese Erkenntnis vor allem: sie müssen ihren Lebenslauf so gestalten, dass er kurz, aber ansprechend ist:

  1. Ein naheliegender Punkt wird dabei gern übersehen: die Struktur. Wenn vor lauter Designideen und ausführlichen Erklärungen nicht mehr zu erkennen ist, welches die wichtigsten Stationen im eigenen Lebenslauf sind, hat man schlechte Karten. Klassische Varianten, die heutzutage vielleicht etwas old school daherkommen, sollten von Bewerbern also nicht gleich verworfen werden – denn sie sind in der Regel übersichtlicher, Personaler finden hier schneller die Informationen, nach denen sie auf den ersten Blick suchen.
  2. Karriereportalen wie LinkedIn folgend, kann es sich für Bewerber auch lohnen, mit einer kurzen Übersicht über sich selbst zu starten, anstatt gleich in die Zahlen und Fakten zu springen. Wer in ein bis zwei Sätzen oder Stichpunkten etwas zur aktuellen Position, seinen beruflichen Steckenpferden und seinem Branchenwissen preisgibt, präsentiert die Key Points auf dem silbernen Tablett.
  3. Und wie sieht die Kommunikationsbranche die Sache mit den CVs? Auch dort sind bestimmte Grundmuster beziehungsweise Bestandsteile des Lebenslaufs natürlich Pflicht. Dennoch handelt es sich dabei um einen eher kreativen Zweig – und das darf sich in der Bewerbung auch gern zeigen. Sie dient quasi bereits als eine Art Arbeitsprobe. Mithilfe der richtigen Wortwahl kann zum Beispiel bereits angedeutet werden, dass man eine kreative Schreibe hat. Schwächen in Grammatik und Rechtschreibung hingegen sind besonders in der Kommunikationsbranche ein No Go.

Zu Tode designt?

Natürlich macht es einen besseren Gesamteindruck, wenn die Bewerbung von der ersten bis zur letzten Seite einen roten Faden erkennen lässt. Doch was sind die wirklich wichtigen Punkte? Wie sollte ein moderner CV aussehen?

  1. Wer den eigenen CV modern anmuten lässt, zeigt, dass er mit der Zeit geht. Er gibt auch die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit visuell zu präsentieren. In kreativeren Branchen wie dem Agenturumfeld kann es dabei auch etwas ausgefallener sein, hier ist Platz für kleine Spielereien. Überladen sollte das Design dennoch nicht sein, was zu Nummer zwei überleitet:
  2. Auch wenn viele Vorlagen und Tools es mittlerweile ermöglichen, auch ohne Vorkenntnisse einen aufwendig designten (oder zumindest so aussehenden) Lebenslauf zu erstellen – es ist nicht immer nötig. Genauso wie bei den Inhalten selbst gilt auch hier: weniger ist mehr. Wer sich nicht direkt im Bereich Grafikdesign bewirbt, muss niemanden mit seinen (nicht vorhandenen) Designfähigkeiten überzeugen. Stattdessen immer daran denken: Die Inhalte stehen im Vordergrund.
  3. Während darüber diskutiert wird, ob das klassische Anschreiben nicht ganz abgeschafft werden sollte, steigt die Wichtigkeit eines eigenen Portfolios immer mehr. Das Portfolio soll die Projekte der Bewerber zeigen, die besondere Aufmerksamkeit verdienen, weil sie die eigenen Leistungen widerspiegeln und deutlich machen, welche Art Projekt man auch in Zukunft gern übernehmen würde. Das Portfolio aber auch der CV haben Formate wie Worddokumente längst hinter sich gelassen – und auch PDFs sind nicht mehr immer erste Wahl. Einige Bewerber stellen ihre Unterlagen stattdessen via Online-Portfolio oder Website zur Verfügung, zum Beispiel in Branchen wie IT oder Marketing.

Anschreiben, anyone?

Mit der Wichtigkeit des CVs steigt auch die Bedeutung der Lebensläufe in sozialen Netzwerken wie Xing und LinkedIn. Besonders, da Active Sourcer gezielt auf diesen Plattformen auf der Suche sind und die gezielte Ansprache weg vom „Spam-Recruiting“ mit detaillieren Informationen auf den Onlineprofilen besser funktioniert.

So wichtig der CV auch ist – gerade in der Kommunikationsbranche hat allerdings auch das Anschreiben seine Berechtigung. Wenn auch nicht unbedingt auf den ersten Blick. Denn für Human Ressource Manager fällt das Anschreiben beim ersten Screening kaum ins Gewicht. Personaler entscheiden sich anhand anderer Kriterien. Haben sie sich jedoch dafür entschieden, eine bestimmte Bewerberin oder einen bestimmten Bewerber näher kennenlernen zu wollen, wird die Bewerbung natürlich auch an zuständige Kollegen weitergeleitet. Und die schauen ganz genau auf die erste Seite.

Es mag altmodisch klingen, doch ein Blick auf das Anschreiben verrät bereits oft, inwiefern die Bewerber in der Lage sind, gut ausformulierte Texte zu verfassen – was immerhin einen beträchtlichen Teil der alltäglichen Arbeit ausmacht. Nicht selten machen sich Schwächen in Rechtschreibung und Grammatik bemerkbar. Die vielen Tippfehler vermitteln außerdem schnell den Eindruck, ein Bewerber ist nicht mit dem Herzen dabei. Wer einen kreativen Text über sich beifügt, der ohne Fehler daherkommt, sammelt hingegen definitiv Pluspunkte. Auch über die Motivation sagt das Anschreiben eine Menge aus: handelt es sich um ein individuelles Schreiben oder die üblichen Copy&Paste-Absätze?

Fazit

Was also ist notwendig, was lediglich nice-to-have – und wovon sollten Bewerber Abstand nehmen, um Personaler mit ihrem Lebenslauf zu beeindrucken? Ganz einfach: Die beruflichen Stationen sollten klar datiert sein und die jeweiligen Aufgabengebiete und Projekte kurz zusammenfassen. Ein einleitender Teil, der das eigene Können zusammenfasst, bringt zwar alles auf den Punkt, ist aber kein Muss. Dass der eigene Hund das größte Hobby ist, ist im Lebenslauf ebenfalls nur nice-to-have. Mithilfe des Designs darf gern gezeigt werden, dass sich die Bewerberin oder der Bewerber Gedanken um die Bewerbung gemacht hat, es sollte jedoch nicht in den Vordergrund rücken. Dann kann nichts mehr schief gehen!

Über die Autorinnen: Silke Czeschelski ist HR Business Partnerin in der Berliner Kommunikationsagentur schoesslers. Franziska Dickmann ist Texterin PR/Corporate Publishing im Unternehmen.