Die ersten 100 Tage im Job werden mehr und mehr zur Probezeit für Arbeitgeber. 11,6 Prozent der Bewerber haben schon einmal in dieser Phase gekündigt, 15,7 Prozent standen kurz davor. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage von softgarden, an der 2.761 Bewerberinnen und Bewerber teilgenommen haben. Die Untersuchung zeigt: Die Neuen müssen auch noch nach Arbeitsantritt für das Unternehmen „gewonnen“ werden.

Längst nicht alle Unternehmen sind für die Probezeit gut gewappnet. Viel Elan, Energie und Einsatzbereitschaft neuer Mitarbeiter verpufft derzeit noch in einer mangelhaften Eingliederungsphase mit wenig überzeugenden Prozessen und Akteuren auf Arbeitgeberseite.

Warum gehen Neueinsteiger?

Warum brechen Neueinsteiger eine frische Arbeitsbeziehung nach kurzer Zeit wieder ab? In einem Freitextfeld wurden von 200 Teilnehmern mit derartigen Kündigungserfahrungen vor allem das „Verhalten der Vorgesetzten“, eine „schlechte Einarbeitung“ oder „falsche Versprechungen“ für die Kündigung ins Feld geführt. 33,9 Prozent der 2.761 Befragten machen die Erfahrung, dass der neue Job im Bewerbungsprozess künstlich hochgejazzt wurde.

Warum bleiben Neueinsteiger?

„Das trägt dazu bei, dass ich bei einem Arbeitgeber länger an Bord bleibe…“ 1.612 Teilnehmer teilten ihre Ansichten dazu in einem Kommentarfeld mit. Am häufigsten genannt wurden atmosphärische Gründe wie ein „freundliches Miteinander“ oder „nette Kollegen“. Ebenso spielt „Wertschätzung“ eine große Rolle. „Ich erkenne, dass ich wertgeschätzt werde und willkommen bin“ priorisieren 74,3 Prozent der Befragten hoch, aber nur 44,2 Prozent fühlen sich während der ersten 100 Tage im Job tatsächlich wertgeschätzt.

Onboardingmaßnahmen nach Jobzusage

Welche Bindungsmaßnahmen sind aus Sicht der Bewerber in der Zeit zwischen Jobzusage und Arbeitsbeginn besonders wichtig? 77,9 Prozent sehen das Vorliegen des Arbeitsvertrags auf Position 1 oder 2 auf einer zehnstufigen Skala, 55,8 Prozent die Kontaktaufnahme durch den neuen Vorgesetzten. Die Teilnahme an einer zentralen Veranstaltung für Neue wird von 54,0 Prozent hoch priorisiert. In der Realität machen immerhin 13,8 Prozent der Befragten die Erfahrung, dass sie auf ihren Arbeitsvertrag warten müssen. Bei nicht einmal der Hälfte meldet sich der Chef in spe und an einer zentralen Einsteigerveranstaltung kann nicht einmal jeder Zwanzigste teilnehmen.

Onboardingmaßnahmen nach Arbeitsantritt

Bei den wichtigsten Angeboten des Arbeitgebers nach Jobantritt sticht ein „persönlicher Ansprechpartner“ unter den Kollegen hervor, 63,9 Prozent der Befragten priorisieren dieses Angebot hoch. Für 57,3 Prozent ist es wichtig, dass sie am ersten Tag den Kollegen vorgestellt werden, und 48,9 Prozent wünschen sich dringend einen konkreten Einarbeitungsplan. Die Frage nach den Erfahrungen in der Praxis offenbart deutliche Onboarding-Defizite in den Unternehmen: Jeder vierte Neue wird den Kollegen nicht am ersten Tag vorgestellt, 42,7 Prozent bekommen keinen persönlichen Ansprechpartner unter den Kollegen genannt und zwei Drittel müssen auf einen konkreten Einarbeitungsplan verzichten.

Nach Einstellung verreist

In den individuellen Kommentaren der Teilnehmer zeigt sich: Aktuell gehen viele Unternehmen trotz der Klage über den „Fachkräftemangel“ sorglos mit ihren frisch gewonnenen Mitarbeitern um: Die Teilnehmer berichten über „Verwirrung pur“, tagelanges Herumsitzen ohne eigentliche Aufgabe oder Führungskräfte, die die Neuen schlicht „vergessen“. „Der Einzige, der scheinbar von mir wusste, war der Geschäftsführer, aber der war die nächsten zwei Wochen auf Dienstreise“, schreibt ein Teilnehmer.

„In der Bewerbungsphase geht es darum zu überzeugen. Im Onboarding müssen beide Seiten liefern, sowohl Mitarbeiter als auch Arbeitgeber“, sagt Mathias Heese, Geschäftsführer von softgarden.

Eine ausführliche Auswertung der Umfrage steht als kostenloser Download auf der Website von softgarden zur Verfügung.