Viele Unternehmen verändern ihre Organisation, aber im Talent Management verfolgen sie alte Muster: In nur jeder dritten Firma können sich Mitarbeiter auch abseits klassischer Karrierepfade entwickeln. In knapp 70 Prozent der Unternehmen ist das Talent Management nur auf Führungspositionen ausgerichtet und fördert ausschließlich den vertikalen Aufstieg. Das ergab eine Studie von Kienbaum. Talent Management spielt zunehmend eine Rolle in PR-Agenturen, auch wenn hier noch reichlich Luft nach oben ist.

„Talente sollen sich jahrelang auf Positionen hin entwickeln, die es bald so schon nicht mehr geben wird. Oder es sind die Talente selber, die das Unternehmen verlassen, bevor sie die Position übernehmen können. Unternehmen brauchen andere Entwicklungskonzepte und Karrierelandschaften“, sagt Kienbaum-Berater Eberhard Hübbe, der die Studie geleitet hat.

Nur jedes zweite Unternehmen hat eine Strategie für sein Talent Management

Talent Management bedeutet, dass ein Unternehmen festlegt, welche Kompetenzen und Fähigkeiten besonders wichtig für den Unternehmenserfolg sind, die Talente identifiziert, die diese Kompetenzen haben und diese systematisch entwickelt, fördert und versucht langfristig zu halten. Für diesen Prozess haben allerdings nur 55 Prozent der von Kienbaum befragten Unternehmen eine Strategie und haben somit definiert, wer für sie besonders erfolgsrelevant ist und gefördert werden sollte. 

Eine Agentur, die sich mit dem Thema befasst, ist Hill+Knowlton. In einem Interview mit dem „PR-Journal“ hatte Rüdiger Maeßen, CEO Hill+Knowlton Strategies Germany, die Bedeutung von Talent Management hervorgehoben, um Mitarbeiter an die Agentur zu binden.

Unternehmen müssen sich darüber klar werden, welche Talente sie zukünftig benötigen

Die Kienbaum-Studie zeigt: Zwei Drittel der Personalabteilungen arbeiten immer noch mit einem sehr homogenen Talenteprofil für ihre sogenannten High Potentials, um damit die Besetzung von vordefinierten Schlüssel- und Führungspositionen langfristig zu sichern. Nur ein Drittel gibt an, dass in ihrem Unternehmen grundsätzlich jeder als Talent gilt und gefördert wird. „Das bedeutet dann nicht, dass jeder auch gleich stark gefördert wird. Vielmehr müssen Unternehmen für sich selbst definieren, welche Talente für sie in Zukunft relevant sind“, sagt Eberhard Hübbe.

Aus der Kienbaum-Studie geht allerdings auch hervor, dass Unternehmen mit einer weiter gefassten Definition des Talentbegriffs innovativer sind als die mit elitärer Talentdefinition. „Um innovativer zu werden, müssen Organisationen über eine integrativere Talentdefinition nachdenken und bestehende Systeme in Frage stellen“, sagt Hübbe.

Die Beratung hatte für die Studie 204 Personaler und 118 Mitarbeiter befragt. Hier geht es zur Studie.